Klimabündnis Solingen fordert Gewerbebrachen weiter für Gewerbe zu nutzen

Solingen verfügt u.a. mit zwei großen Gewerbebrachen in Mitte und Wald über wertvolle, gut erreichbare und für moderne, zukunftsfähige Unternehmen geeignete Gewerbeareale. Dieser städtische Schatz bietet nach einem Flächenrecycling ein großes Wiedernutzungspotenzial für attraktive Unternehmensstandorte und moderne Arbeitsplätze. Es ist eine städtebauliche Chance, die über die jeweiligen Areale auch für die Stadtentwicklung der jeweiligen Innenstadtbereiche in Wald und Mitte genutzt werden muss.

„Gewerbebrachen weiter für Gewerbe nutzen. Grünflächen bewahren!“

Unter dem Motto: „Gewerbebrachen weiter für Gewerbe nutzen. Grünflächen bewahren!“ hat sich das Klimabündnis Solingen für eine weitere Fotoaktion an den Gewerbebrachen Omega/Evertz und Grossmann getroffen.
Mit dieser Aktion rufen die Gruppen Parents for Future, NABU, BUND, BI Rettet das Ittertal, OLX35, VCD, Scientists for Future und Solingen gehört uns zu einer Fortsetzung der gewerblichen Nutzung der Gewerbebrachen auf.
Ziel muss eine nachhaltige Weiternutzung durch Neuansiedlung von verträglichem Gewerbe sein, was auch der Masterplan Arbeit und Wirtschaft als mögliches Wachstumssegment ansieht. Neue industrielle Arbeitsplätze und rauchende Schornsteine sind nicht zu erwarten, sodass ein gutes Miteinander von Dienstleistungsunternehmen, Gewerbe und Wohnen möglich ist und attraktive Innenstadtbereiche entstehen können. Das Recycling, also die Wiedernutzung dieser Gewerbebrachen schafft die benötigten Gewerbeflächen für Solinger Unternehmer und bewahrt gleichzeitig die Grünflächen im Außenbereich vor Versiegelung. Wie wichtig unversiegelte Grünflächen im Hinblick auf das sich verändernde Klima (Hitzewellen u. Starkregenereignisse) sind, wird uns permanent weltweit und auch hier in Solingen vor Augen geführt. Außerdem sind zusammenhängende Grünflächen und Biotope unseres Grüngürtels zum Artenerhalt alternativlos.

Foto: Klimabündnis-Solingen vor Gewerbebrache Grossmann, Solingen-Wald, 20.10.2024

„Mehr Arbeitsplätze im Innenbereich. Für eine lebendige Stadt.“

Unter dem Eindruck der Klimakrise und unter Nachhaltigkeitsaspekten muss daher die Weiternutzung von Gewerbebrachen wie Omega/Evertz und Grossmann erstes Ziel sein. Die beiden vorhandenen Gewerbeflächen sind voll erschlossen, etabliert und an den ÖPNV angebunden. Mit einer Wiederansiedlung von Arbeitsplätzen in diesen zentrumsnahen Lagen wird es auch wieder zu einer höheren Besuchsfrequenz in den umliegenden Geschäften und in der Gastronomie kommen. Bestenfalls finden auch wieder mehr Solingerinnen und Solingen einen Arbeitsplatz in (!) der Stadt und der Auspendler-Saldo geht zurück. Aus unserer Sicht müssen die Gewerbebrachen Omega/ Evertz und Grossmann jeweils städtebaulich integriert werden.
Mutig und innovativ wäre hier, großräumiger zu denken und die Entwicklung nicht nur einzelnen Investoren zu überlassen.

Foto: Klimabündnis-Solingen vor Gewerbebrache Omega/Evertz, Solingen-Mitte, 20.10.2024

Gewerbebrache Omega/ Evertz

Es bietet sich an, das im Masterplan erwähnte Innovations-Cluster nicht nur auf das Gründer- und Technologiezentrums Gelände an der Grünewalder Straße zu beschränken, sondern größer zu denken.
Das Innovations-Cluster könnte auf ein Areal vom GuT bis zur Lüneschloßstraße und Rathausstraße und bis zum Kreisverkehr am
Graf-Wilhelm-Platz ausgeweitet werden und dann einen spannenden zentrumsnahen neuen Bezirk mit Arbeits- und Wohnstätten bilden, der zwischen zwei Bahnhaltepunkten und der Stadtmitte liegt und für eine dringend benötigte Belebung der Innenstadt sorgen würde.

Gewerbebrache Grossmann

Auch im Stadtteil Wald würden neue Arbeitsstätten wieder zu einer Belebung führen.
Die Voraussetzungen sind zumindest gegeben, da die Gewerbefläche fußläufig zur Friedrich-Ebert-Straße liegt und moderne Arbeitsplätze nicht mehr der Schwerindustrie, wie es das Stahlgusswerk Grossmann war, zuzurechnen sind.

Nachhaltige Flächennutzung – Arbeitsplätze pro Hektar

Beiden Gewerbebrachen gemeinsam ist, eine Nutzung für Gewerbe erfordert keine Neuversiegelung von Grünflächen, sondern führt zu einer sinnvollen, weil nachhaltigen Weiternutzung alter Industrieflächen.
Bestenfalls bleibt die Kennzahl „Arbeitsplätze pro Hektar“ gleich oder wird sogar besser, weil im tertiären Sektor weniger Fläche benötigt wird. Gleichzeitig sind die möglichen neuen Arbeitsstätten Keimzellen für eine innerstädtische Belebung und wirken der Entwicklung zu einer reinen Wohnstadt entgegen.

Sinnvolles Flächen-„Recycling“

Die Wirtschaftsförderung Solingen hat den Rückbau von Stöcken 17 abgeschlossen. Das ehemalige sogenannte Rasspe-Areal, ein ca 65.000 qm großes ehemaliges Industriegebiet des Unternehmens P.D. Rasspe & Söhne, wurde für die Ansiedlung von neuem Gewerbe wieder aufbereitet.

Nach Gebäuderückbau, also Abriss der alten Bausubstanz, einer Flächensanierung zur Beseitigung von Altlasten und Nivellierung des Geländes verbunden mit einer neuen Erschließung, stehen jetzt rund 6,5 ha Gewerbeflächen für die Ansiedlung von Unternehmen zur Verfügung.

Etwa um das Jahr 1862 begann die industrielle Besiedlung der Fläche bis sie 2009 aufgegeben wurde. Nachdem die Fläche mehrere Jahre auf Grund unklarer Besitzverhältnisse brach lag, gleichzeitig der Widerstand gegen eine vermeintliche einfache Ausweisung von wertvollen Grünflächen im Ittertal zu Gewerbegebieten nicht nachließ, die Stadt aber weitere Gewerbeflächen ausweisen wollte, hat die Wirtschaftsförderung das Gelände 2015 übernommen. Damit begann die beispielhafte Aufbereitung der Brachfläche für eine gewerbliche Weiternutzung.
Der Aufbereitungszeitraum von 2015 bis heute im Jahr 2022 erscheint lang, relativiert sich aber über die gesamte bisherige und noch kommende Nutzungsdauer.
Ebenso sind die zu vermutenden höheren Kosten für das Flächenrecycling gegenüber einer Erschließung einer grünen Wiese zu vernachlässigen, wenn man alle Folgekosten einer Vernichtung von Grünfläche ehrlich berücksichtigen würde.

Es ist der richtige und nachhaltige Weg, ehemalige Industrie- und Gewerbegebiete nach jahrzehntelanger industrieller Nutzung wieder für eine gewerbliche Nutzung aufzubereiten und nicht als Industriebrache ungenutzt „rumliegen“ zu lassen.
Brachflächen-Recycling schützt Grünflächen!

Hauptausschuss genehmigt 250.000 € für die Anbindung von Fürkeltrath-II!

Pressemeldung vom 24. März 2021

Das Votum der Bezirksvertretung Gräfrath gegen die Haushaltsposition “Vorlaufkosten Anbindung Fürkeltrath-II” wird vom Finanzausschuss ignoriert. Corona-bedingt entscheidet der Hauptausschuss statt des Stadtrates über den Haushaltsplan für 2021 und winkt die Position in Höhe von 250.000€ durch. Damit wird 2021 Geld für ein noch nicht beschlossenes Gewerbegebiet Fürkeltrath-II ausgegeben. Parallel werden gut erschlossene Gewerbegebiete (Rembrandtstraße) für Wohnbebauung aufgegeben oder drohen in großen Teilen für gewerbliche Nutzung (Omega, Grossmann) verloren zu gehen. Der Druck auf die Grünfläche zur Ausweisung von neuen Gewerbegebieten steigt dadurch unnötigerweise.

Es ist dringend, wie im Stadtrat einstimmig in der Nachhaltigkeitsstrategie (Ziele 3.1+3.2) beschlossen, ein Brachflächenkataster und ein darauf aufbauender Gewerbeflächenentwicklungsplan bis 2023 zu entwickeln, um qualitätsvollen, flächen- und ressourcensparenden und ökologischen Gewerbebau zu ermöglichen.

Es darf aber nicht bis 2023 gewartet werden. Bereits jetzt muss jede Entscheidung zur Nutzung von Flächen unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten getroffen werden. Wir können uns unter Natur- und Klimaschutzaspekten einen weiteren Flächenfraß nicht mehr leisten. Auch müssen ab sofort konsequent verpflichtende Auflagen zur Nutzung regenerativer Energien wie Photovoltaik oder die Vermeidung von unnötiger Bodenversiegelung in Bebauungsplänen umgesetzt werden. Absichtserklärungen reichen nicht mehr, es muss gehandelt werden! Und eine der einfachsten Maßnahmen ist es, Fürkeltrath-II als Grünfläche zu belassen. Das wäre auch ganz im Sinne der Nachhaltigkeitsstrategie.

Hintergrund:

Die Bezirksvertretung hatte in ihrer Sitzung am 23. Februar über diese Haushaltsposition beraten und sich Hintergründe durch einen Vertreter der Stadt erläutern lassen. Eine richtige Erklärung, wofür die 250.000€ ausgegeben werden sollen und wie sie in den Haushalt gekommen sind, gab es allerdings nicht. Auch die Bezeichnung der Haushaltsposition „Vorlaufkosten Anbindung Fürkeltrath-II“ deutet unzweifelhaft auf die Realisierung eines Gewerbegebietes Fürkeltrath-II hin. Daher hat sich die BV Gräfrath folgerichtig gegen diese Ausgabe ausgesprochen. Zuletzt wurde im damaligen Planungsausschuss ASUKM am 14. Mai 2018 in der Beschlussvorlage 4212/2018 über die Aufstellung eines Bebauungsplans für Backesheide der Stadt Haan beraten. Backesheide liegt an dem Autobahnzubringer direkt gegenüber von Fürkeltrath-II auf Haaner Stadtgebiet. In der Beschlussvorlage wurde von der Verwaltung erläutert, dass „die Berücksichtigung der theoretischen Möglichkeit zur Anbindung der Fläche Fürkeltrath II auf Solinger Stadtgebiet an den geplanten lichtsignalgeregelten Knotenpunkt als sachgerecht angesehen wird“. Und weiter wird in der Beschlussvorlage ausdrücklich erwähnt: „für den Haushalt (der Stadt Solingen) ergeben sich keine finanziellen Auswirkungen“.
250.000€ sind also „keine Auswirkungen“.
Dazu passt, dass der Haushalt in kleiner Runde und Dank Corona quasi unter Ausschluss der Öffentlichkeit, d.h. ohne Aussprache, im Hauptausschuss beschlossen wurde. Corona-Zeiten scheinen auch für städtische Haushalte besondere Zeiten zu sein und der Weg für das Gewerbegebiet Fürkeltrath-II wird geebnet, d.h. die Stadt gibt Geld für die Anbindung aus, obwohl das Gebiet politisch überhaupt noch nicht beschlossen ist, wie die Stadt selbst betont. Man habe bereits 2019 einen Vertrag mit dem Investor abgeschlossen und eine Kostenbeteiligung am Kreuzungsbau zugesagt. Letztendlich wird also mit dieser Haushaltsposition der Vertrag rückwirkend (!) politisch legitimiert.

„… lieber gewerbliche Brachflächen in der Innenstadt reaktivieren als neue Gewerbeflächen auf der grünen Wiese zu erschließen …“

Wir präsentieren hier gerne einige Auszüge aus dem Grußwort des Oberbürgermeisters Tim Kurzbach zum neuen Jahr.
Das Grußwort ist auf der Homepage der Stadt Solingen zu finden. Link


„Nach dem „Investieren, um zu sparen“ wäre eine gute Devise für die Politik der nächsten Jahre: „Nach uns die Zukunft!“. Das ist ein Leitsatz, der für mich das Gegenteil der Einstellung „Nach uns die Sintflut!“ ausdrückt und der Zukunftsoptimismus und Verantwortungsbewusstsein zusammenbringt. Immer stärker spüren auch wir in Solingen die Auswirkungen des Klimawandels. Mich haben die Ernsthaftigkeit und der Eifer der jungen Menschen beeindruckt, die sich 2019 mehrfach zur Fridays-for-Future-Demo vor dem Rathaus versammelt haben. Hier übernimmt eine ganz junge Generation gesellschaftliche und damit auch politische Verantwortung. Ich habe gerne zu ihnen gesprochen. Die Erderwärmung ist ein Faktum und die heranwachsende Generation, die das Jahr 2050 als Erwachsene erleben wird, verlangt unser Handeln jetzt.“


„Wir handeln: Solingen hat schon mehrfach, zuletzt 2018, das Land mit seiner Nachhaltigkeitsstrategie überzeugt. Daher sind wir eine von nur 15 „Global nachhaltigen Kommunen“ in NRW. Das heißt, wir verfolgen eine Strategie, die die UN-Nachhaltigkeitsziele, die 2030 Agenda, für unsere lokale Ebene konkretisiert und anwendet. Wir nutzen die Agenda 2030, um eine attraktive, verantwortungsvolle und zukunftsfähige Stadtentwicklung voranzutreiben.
Konsequenz daraus ist, dass wir lieber gewerbliche Brachflächen in der Innenstadt reaktivieren als neue Gewerbeflächen auf der grünen Wiese zu erschließen, oder dass wir beim Wohnungsbau dem Baulückenschluss in den Zentren den Vorrang geben vor neuen Baugebieten am Stadtrand.

„Und wir werden ab dem nächsten Jahr 10.000 Bäume im Stadtgebiet pflanzen! Bäume pflanzen tut gut. Einen Setzling in die Erde zu pflanzen ist auch ein Zeichen der Hoffnung, dass es eine gute Zukunft für uns geben kann.“

Die Grußworte ermutigen uns, scheinen unsere Forderungen der letzten Jahre auf fruchtbaren Boden gefallen zu sein. Aber wir werden auch nicht locker lassen, der Politik insgesamt auf die Finger zu schauen und den Komunalwahlkampf und die OB-Wahl entsprechend zu begleiten. Denn auch für 2020 gilt es, die Grünflächen im Ittertal für die Zukunft zu erhalten.

Das Bild zeigt den Baum des Jahres 2020: die Robinie (hier Blätter)