Ministerbesuch bei bestem Spätsommerwetter

16.09.2015 Ministerbesuch bei bestem Spätsommerwetter

Johannes Remmel, Minister für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen, besuchte die Bürgerinitiative „Rettet das Ittertal“ am 11. September 2015. Die Bürgerinitiative informierte den Umweltminister im Buschfeld und in Fürkeltrath über drohende Gefahren in Folge weiterer Einengung des Ittertals durch geplante Gewerbegebiete. Neben Naturschutzgebieten, dem Kleinklima und der Belüftung der Anrainerstädte sei auch die Existenz mehrerer Landwirtschaftsbetriebe bedroht. Die hochverschuldete Stadt würde hier für Geländebegradigungen weitere Millionen verschwenden. Die Initiative bemüht sich auch um eine zum bergischen Solingen passende Wirtschaftsentwicklung. Diese solle sich auf ansässige produzierende Traditionsbetriebe und den tertiären Sektor konzentrieren. Diese käme mit den vorhandenen, vollerschlossenen Brachen auf Jahrzehnte aus. Noch genutzte Gewerbegebiete sollten durch Baurecht für Produktion gesichert und nicht an Discounter verloren gegeben werden.

Minister Remmel im Ittertal

Die Sprecher der Initiative unterstrichen die große Bedeutung des Ittertals für den Biotopverbund zwischen den Naturschutzgebieten in der Rheinebene und denen im Tal der Wupper. Bergische Heideterrassen, Engtal der Wupper, Burgholz, Teufelsklippen und Mittlere Itter zählten zu den besonders schützenswerten „Fauna-Flora-Habitaten“ und „Natura 2000“-Gebieten. Alle Studien warnten vor dramatischen Folgen, wenn die Biotopvernetzung und die Tier- und Pflanzenwanderung weiteren Schaden nähmen.

Dr Arendt informiert Minister Remmel

Dr. Cornelius Arendt erläuterte dem Minister am Beispiel von Buschfeld und Fürkeltrath 2 die gefährdete Kaltluftbildung im Ittertal, die bisher noch den Wind erzeugt, der große Wohngebiete in Solingen, Haan, Hilden und Wuppertal belüftet.

Minister Remmel in Fürkeltrath

Christian Robbin ergänzte, dass bereits die außergewöhnliche Bodengüte eine Versiegelung verbiete. Mehrere Landwirtschaftsbetriebe wären zudem in ihrer Existenz gefährdet bzw. würden bei einer Enteignung definitiv zur Aufgabe gezwungen. Von 2005 bis heute habe Solingen bereits 19,5 % seiner Landwirtschaftsflächen verloren, das läge laut dem Landesamt für Statistik weit über dem Landesdurchschnitt [Quelle: Pressemitteilung von IT.NRW vom 9. Juli 2015].

Diese Entwicklung stehe im krassen Gegensatz zu der Entwicklung Solinger Unternehmen. Seit 1990 ist deren Anzahl um 41% gesunkenen [IHK und ST 30.12.2014], unterstrich Dr. Helmut Nieder. Und das sei keine Solinger Erscheinung, sondern ein landesweiter Trend, eine Folge der „Wirtschaft im Wandel“.

Minister Remmel erfuhr auch, dass die Stadt freiwerdende vollerschlossene Gewerbegebiete bisher nicht für Produktionsbetriebe gesichert und so bereits viele wertvolle Flächen verloren habe. Christian Robbin schilderte die Folgen: Großflächige Discounter mit nur wenigen und häufig Teilzeit-Arbeitsplätzen würden in Solingen „an allen Ecken und Kanten“ aufblühen. Die Entwicklung eines attraktiven Stadtbildes werde verschlafen und die verlorenen Flächen sollten nun teuer der Natur und den Bürgern geraubt werden.

Dr. Helmut Nieder gab Einblick in das Problem für den Tourismus. Landwirtschaftsflächen prägten nämlich das erholsame Landschaftsbild und trügen wesentlich zur „Anmut und Schönheit der Landschaft“ des 10 km langen Ittertals bei. Die touristische Attraktivität für bisher 30.000 bis 40.000 Bürger sei gerade am Fürkeltrath, dem „Tor zu Solingen“ in Gefahr.

Dr. Cornelius Arendt beschrieb dem Minister die Sorgen der Initiative. Die Stadt nutze ihren ansehnlichen Vorrat an Flächen nicht für produzierende Unternehmen. Sogar bereits der Natur entrissene große Flächen am Fürkeltrath mit bester Autobahnanbindung, an der sich der Minister gerade befände, wären seit 2001 bisher völlig ungenutzt. Und trotz des offensichtlich mangelnden Bedarfs an solchen Flächen würden gleich vier Gewerbegebiete „auf der grünen Wiese“ und ausgerechnet im Ittertal geplant. Die Stadt begründe dies mit einem „erkennbaren Bedarf“, den die Bezirksregierung Düsseldorf bereits als „unrealistisch“ und „eher politisch begründet“ brandmarkte. [Zitat aus: Regionalplanentwurf für den Regierungsbezirk Düsseldorf vom 18.09.2014, Seite 303].

 

Die Solinger Presse berichtete:

Solinger Tageblatt (Anmeldung erforderlich)

Solinger Morgenpost

Solinger Bote

Die Landwirtschaftsfläche in Solingen schrumpft um 20% in den letzten 10 Jahren

11.08.2015 Die Landwirtschaftsfläche in Solingen schrumpft um 20% in den letzten 10 Jahren

Bereits am 09. Juli hat der Landesbetrieb IT.NRW eine neue Statistik zur Flächennutzung in NRW veröffentlicht.

Heute hat der WDR in seinen regionalen Hörfunk-Nachrichtensendungen darüber berichtet und insbesondere Solingen erwähnt, weil hier die Landwirtschaftsfläche in den letzen zehn Jahren um 19,5% oder 5.221.000 qm, also 522 Hektar zurückgegangen ist!

Im gleichen Zeitraum hat die Siedlungs- und Verkehrsfläche (inkl. Gebäude- u. Frei-, Betriebsfläche (ohne Abbauland), Erholungs-, Verkehrs- u. Friedhofsfläche) um 8,2% oder 3.294.000 qm zugenommen.

Wenn der Trend anhält, gibt es in vierzig Jahren keine Landwirtschaftsflächen mehr in Solingen. Vermutlich müssen die letzten Landwirte schon viel früher aufgeben, weil die Betriebsgrößen zu klein, d.h. unrentabel, werden.

Das passiert in einem Zeitrahmen, den vermutlich/ hoffentlich noch viele der Leser dieser Zeilen erleben werden.

In unseren Nachbarstädten Haan, Hilden, Remscheid und Wuppertal ist es ähnlich. Die genauen Zahlen sind über die angegebenen Quellen öffentlich zugänglich.

Wer weiterhin und langfristig regional angebaute Lebensmittel vor Ort einkaufen will, sollte sich für den Schutz von Landwirtschaftsflächen einsetzen und die Finger vom Ittertal lassen.

Pressemeldungen

Stadt erkennt Potenzial der Gewerbe-Brachflächen und handelt – endlich!

08.07.2015 Stadt erkennt Potenzial der Gewerbe-Brachflächen und handelt – endlich!

Hat unsere Initiative zur Rettung des Ittertals und die online Befragung der Bevölkerung zur Ausweisung von Gewerbegebieten auf Grünflächen ein Umdenknn bewirkt?

Wir wissen es nicht, aber bereits im März ist Solingen der Initiative „Reaktivierung von Brachflächen in den Innenstädten“, dem sogenannten Flächenpool NRW beigetreten.

Der Flächenpool NRW ist ein Instrument des NRW-Ministeriums für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr, das den Städten und Gemeinen helfen soll, Brachflächen zu reaktivieren und Innenstädte lebenswerter zu gestalten. Siehe Presseinformation des Ministeriums.

www.nrw-flaechenpool.de

Im Juli hat Stadtdirektor Hoferichter in einem Pressegespräch u.a. erläutert, dass in nächster Zeit 66 Eigentümer von Grundstücken angeschrieben werden, deren brachliegende Flächen als potenzielle Gewerbeflächen reaktiviert werden könnten.

Die Stadt erhofft sich dadurch eine Reaktivierung von ca. 20 Hektar Gewerbefläche. Dabei sind insbesondere vier Areale im Fokus

  • Klauberger Straße 2,7 Hektar
  • Ohligs rund um Güterbahnof und Hansastraße 4,9 Hektar
  • Katternberg ehmalige Firma Hörster 5,1 Hektar
  • Schlachthofstraße ehemaliger Nordbahnhof 5,6 Hektar

Wir begrüßen diese Initiativen!

Schließlich ist schon lange eine unserer Forderungen, die vorhandenen gewerblichen Brachflächen zu reaktivieren und für Neuansiedlungen von Gewerbe zu nutzen.

Podiumsdiskussion am 06. Mai 2014

Podiumsdiskussion am 06. Mai 2014

Am 06. Mai 2014 hatten wir unsere Kommunalpolitker, die sich zur Wiederwahl bei der Kommunalwahl aufgestellt hatten, zu einer Podiumsdiskussion eingeladen.

Podiumsdiskussion_20140506
Wir fragten unsere Solinger Komunalpolitiker:

  • Wie wollen Sie verhindern, dass vorhandene Gewerbegebiete für andere Zwecke verloren gehen? Wie kann man das Recycling von Brachflächen und flächensparende Gewerbeplanungen fördern?
  • In welcher Form berücksichtigen Sie dabei die Grundforderungen des Landes­ent­wick­lungsplanes NRW, damit das Ittertal als Natur- und Erholungsraum und in seiner Funktion der Biotopvernetzung erhalten bleiben kann?
  • Sind sie der Meinung, dass es richtig war, dass die Stadt Gewerbeflächen im Ittertal angemeldet hat, obwohl die planungsrelevante Stadtklimaanalyse von der Bebauung dieser Flächen ausdrücklich abrät?
  • Stichwort: Naherholung und Wohnqualität als weiche Standortfaktoren.
  • Was geschieht, wenn durch Vernichtung von immer mehr Grünflächen das Wohnen in Solingen unattraktiv wird? Gibt es für Sie eine Grenze des Flächenverbrauchs?
  • Wie reagieren Sie auf die Forderung, eine Veranstaltungshalle in einem Gewerbegebiet im Ittertal zu errichten?

BIRDI_Podiumsdiskussion_20140506-2

BIRDI_Podiumsdiskussion_20140506-3

Lesen Sie die Beiträge in der regionalen Presse

Solinger Tageblatt 08. Mai 2014

Solinger Morgenpost 08. Mai 2014