29.05.2020 Datteln 4 geht ans Netz

Besuchen Sie hier die Webversion.
­ ­ ­ ­ ­ ­ ­ Datteln 4 geht an Netz
Wir machen ernst mit dem Kohleausstieg, wir nehmen ein neues Kohlekraftwerk in Betrieb.
Was interessiert uns das Geschwätz von Nachhaltigkeit, CO2-Einsparen, Energiewende oder Klimaschutz ?
Wir machen einfach so weiter …


Ironie aus.

Aber Augen und Ohren auf.
Auch bei uns werden immer noch neue Gewerbegebiete auf Grünflächen geplant, es gibt immer noch keine Bebauungspläne, die z.B. PV-Anlagen, Dachbegrünung oder flächenschonendes Bauen in die Höhe statt Asphaltierung von Parkplätzen neben der eingeschossigen Halle vorschreiben.
Von fahrradfreundlichen Innenstädten soll hier gar nicht die Rede sein, wir Steuerzahler fördern lieber über Verkaufsprämien dicke Verbrenner für die Wohlhabenden, die sich diese Luxusschlitten sonst nicht leisten können. Aber das ist schon wieder Ironie…

Mehr PV-Förderung wäre stattdessen angebracht. Nur leider ist die Lobby der Solarindustrie nicht so stark wie der VDA.

Vielleicht hilft aber ein Blick nach Wien. Dort soll auf jedes neue Dach eine Solaranlage. Dafür gibt es dort eine neue Bauordnung.
So eine neue Bauordnung geht doch ganz einfach. Ein bischen guter Wille im Rat und Rathaus, dann klappt das schon.
Politik, bitte machen und Verwaltung beauftragen!
­
­ ­ ­ ­ Es wird wärmer ­
­ ­ ­ ­ Die Grafik zeigt die Zunahme der Sommertage in NRW pro Jahr. Das ist ein Zeichen für die allgemeine Erwärmung.


Das Solinger Tageblatt hatte Mitte Mai über Zwischenergebnisse der NRW-Klimastudie berichtet: 2050 leider jeder zweite Solinger unter Hitze und in Kurzform bei uns.

Wir, d.h. Herr Dr. Nieder, hat unsere Gedaken zu diesem Thema wie folgt zusammengefasst (Vorsicht, der Text ist etwas länger als 140 Zeichen bei Twitter…):
  ­ ­ ­ ­
Prima Klima oder Klima prima?

Die Frage läßt sich auch anders formulieren: Ist das Klima prima, also gut? Oder steht die Klimafrage an erster Stelle der Umweltprobleme?.
 
Als wir uns mit unserer „Initiative Rettet das Ittertal“ vor fast zehn Jahren gegen den ungebremsten Flächenfraß und die Umwandlung der verbliebenen restlichen Freiflächen in Gewerbe- und Industriegebiete wandten, hatten wir vor allem auch auf die erheblichen klimaökologischen Nachteile solcher Vorhaben hingewiesen. Wir stützten uns u.a. auf das Gutachten „Stadtklimaanalyse Solingen“ des Instituts für Ökologie der Universität Gesamthochschule Essen (Prof. Dr. W. Kuttler) aus dem Jahre 1993. Er stellt fest, dass bei weiteren Bebauungen auf Freiflächen des Ittertals eine drastische Beschränkung der Frischluftbildung und der Belüftung der angrenzenden Stadtteile zu befürchten seien. Diese seien mit erheblichen Nachteilen für das Klima in Wohnsiedlungsbereichen verbunden.
 
Seinerzeit wurde uns von der Stadtspitze wie auch aus einigen politischen Fraktionen entgegengehalten, dies Analyse aus dem Jahr 1993 sei veraltet, müsse überprüft und ergänzt werden. Offensichtlich passte sie nicht in das damalige Konzept der städtischen Raum- und Flächennutzungsplanung. Mit dem Klimagutachten für das Ittertal in Solingen des Geographisches Institut Ruhr-Universität Bochum, Klimatologie unter Federführung von Dr. Monika Steinrücke erfolgte dann die Ergänzung Sie bestätigte ausdrücklich die Ergebnisse des ursprünglichen Gutachtens von Kuttler. Aber: Kaltluft sei nicht immer etwas Gutes. Sie führe beispielsweise zu Glatteis, und man müsse auch mehr heizen. Sie sei aber dann gut, wenn sie kühlend auf überhitzte Bereiche wirke. Das waren wichtige erhellende Ergebnisse dieser Studie. Sie wurden zudem dadurch,untermauert dass nach Messergebnissen die Bildung der für die Kühlung der Wohngebiete wichtigen Frischluft auf freien, unversiegelten Flächen größer sei als auf versiegelten Flächen.
 
Inzwischen sind etliche Jahre vergangen. Die weltweiten, großen Demonstrationen zur Klimafrage und gegen die Klimapolitik sind gerade erst gewesen. Auf den Arbeitsebenen wurde eine ungeheure Fülle wissenschaftlicher Arbeiten angestoßen. Viele Zwischenergebnisse, liegen vor, weitere werden folgen. Dazu gehört auch die Klimaanalyse des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen, Recklinghausen 2018 (LANUV-Fachbericht 86). In ihr werden die Probleme Klimawandels mit aller Deutlichkeit hervorgehen. Zum einen steht unsere Gesellschaft vor der großen Herausforderung, das bei der Pariser Klimakonferenz formulierte Ziel, die globale Erwärmung bis zum Jahr 2100 auf unter 2 Grad Celsius zu beschränken.
Zum anderen müssen wir uns aber auch auf die bereits eingetretenen und die nicht mehr zu verhindernden Veränderungen des Klimas einstellen.
 
Seit 1881 bis heute ist die Durchschnittstemperatur in NRW um 1,5 Grad Celsius angestiegen. Das scheint innerhalb einer Frist von knapp 140 Jahren zunächst nicht viel zu sein, ist jedoch im Vergleich zur natürlichen Klimavariationen eine dramatisch schnelle Entwicklung. Ob die Klimaprojektionen bis zum Ende des Jahrhunderts mit weiterem Anstieg der Temperaturen um 1,5 bis 4,3 Grad Celsius eintreten werden, bleibt dahingestellt. Als Prognose steht sie im Raum. Welcher Anteil davon durch uns Menschen verursacht wird oder durch geogene Klimaänderungen bedingt ist, soll hier auch nicht weiter untersucht werden. Wichtiger ist, dass sommerliche Hitzeperioden länger und stärker ausfallen sowie häufiger auftreten und damit zu erheblichen Belastungen werden.
 
Die Kernfrage ist daher, wie angesichts steigender Temperaturen der Schutz der Bevölkerung vor übermäßiger Hitzebelastung möglich gemacht wird. Es geht vor allem um gesundheitliche Fragen in stark verdichteten Stadtgebieten. Konkret: Wie läßt sich der Luftaustausch und die Durchflutung der Wohnquartiere mit kühlen Frischluftmassen fördern?
 
Damit sind wir wieder bei der Stadtklimaanalyse aus dem Jahr 1993. Ihr Inhalt ist noch genau so treffend wie zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung. Inzwischen findet das auch seinen Niederschlag in den Verlautbarungen der Stadt Solingen, in den örtlichen Klimazielen und die darauf hin orientierte Politik. Die Arbeitsgruppe der Stadtverwaltung, zur effizienten Nutzung von Energie soll zu einem Klimateam weiterentwickelt werden, ist zu hören. Ebenso ist zu begrüßen, dass zukünftig bei der Planung und Flächennutzung noch eindringlicher klimaökologischen Fragen auch unter Nutzung von Ausgleichsflächen einfließen sollen.
 
An dieser Stelle muss allerdings herausgestellt werden, dass bei der Bezirksregierung Düsseldorf und beim Regionalrat ein solch weiterführendes Denken in klimaökologischen Fragen noch nicht zu beobachten ist. Wie könnte es sonst sein, dass sich beide Gremien über klar formulierte Anträge, der Kommunen Solingen und Haan, Freiraum-Areale aus dem Entwurf des Regionalplans für bebaubare Gebiete herauszunehmen, schlicht beiseite geschoben wurden.
 
Der Fachbericht des LANUV läßt keine Zweifel daran, welch große Bedeutung auch kleinräumige Strukturen für das lokale Klima haben. Sie entscheiden maßgeblich mit über die Bedingungen in Wohngebieten. Dabei kommt es nicht nur auf die Wirkung einzelner Flächen an. Vor allem ist ihr vernetztes System von Bedeutung. Die klimatische Bewertung von zusätzlichen Siedlungsmaßnahmen im Ittertal und seinen Freiflächen erfordern eine Gesamtbewertung. Teilanalysen in Form sogenannter Steckbriefe liefern nur Teilergebnisse, ohne dass die Summenwirkung angemessen berücksichtigt werden könnte.
 
Ziele müssen sein:Milderung von Hitzefolgen in Siedlungsbereichen durch Erhaltung von KaltluftbahnenSicherung eines BiotopverbundsystemsErhaltung der Artenvielfalt bei sich räumlich verschiebenden Verbreitungsgebieten von klimasensiblen Pflanzen- und Tierartenlangfristigen Sicherung von Wasserressourcen“Diese zu verwirklichen gleicht einer Herkulesaufgabe, wenn die Annahmen der LANUV zutreffen sollten, die Durchschnittstemperatur würde bis im Jahr 2050 um ein Grad ansteigen. Zur Zeit gehört kein Teilgebiet in Solingen der Stufe „sehr hohe thermische Belastung“ an. Etwa 40 Prozent der Flächen mit Wohn-, Gewerbe und Industriebebauung haben günstige bis sogar sehr günstige Bedingungen. Sie werden sich jedoch verschlechtern. Die westlichen Stadtteile mit ihrer Nähe zur Rheinebene werden naturgemäß stärker betroffen sein als die östlichen mit mehr Wald, Bergen und Tälern. Mehr als die Hälfte der Solinger Bevölkerung also über 80.000 Personen werden zunehmend stärkeren thermischen Belastungen ausgesetzt sein, so die Prognose. Die nachteilige Hitzewirkung betrifft weniger das Leben tagsüber. Mediziner warnen vor allem vor den gesundheitlichen Folgen mangelnder Nachtruhe infolge überwärmter Wohnungen
 
Besonders hervorzuheben und gleichermaßen erfreulich ist die Feststellung des LANUV, in seinem Fachbericht, dass das Ittertal neben dem Tal der Wupper eine regionale Bedeutung für die Klimawirkungen hat. Mit dem Bachlauf, dem hohen Waldanteil und seinen Grünflächen erfüllt das Ittertal eine wichtige Aufgabe als Ausgleich für die Überhitzung der Stadt.
 
Wenn wir eine Zwichenbilanz ziehen, dann fühlen wir uns mit unserer ebenso pragmatischen wie programmatischen Aufforderung „Rettet das Ittertal“ auf dem richtigen Weg. Substanzielle Beiträge  mit fundiertem biologische-physikalischen Knowhow und nicht phrasenreiche Schwarmdummheit betrachten wir als unsere Grundlagen im Dienste der Solinger Bürger. Wir können erkennen, dies blieb nicht ohne Wirkung.
 
­
­ ­ ­ ­ Fragen, Anregungen und Kommentare gerne an
­
­ Impressum:
Bürgerinitiative Rettet das Ittertal c/o Ingo Hill
Baverter Straße 60
42719 Solingen
Newsletter abbestellen ­