„Neue Zentrale für acht Millionen“ so titelte heute, am 22.03.2014 ein Bericht im Solinger Tageblatt. Lothar Melchior schrieb über den Kauf des buschbestandenen Geländes in Solingen-Ohligs durch die codecentric AG. Sie wird hier in einem zu errichtenden Gebäude ihre zur Zeit noch auf mehreren Standorten verteilten Aktivitäten zusammenfassen und so Arbeitsplätze 180 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern schaffen.
Die Meldung ist aus mehreren Gründen zu begrüßen und besonders hervorzuheben. Zum einen zeigt sie, dass Solingen gegenüber anderen Nachbargemeinden durchaus Standortvorteile zu bieten hat . Zum anderen beweist sie aber auch, dass Unternehmen des tertiären Bereichs, in dem Kreativität und mentale Fähigkeiten im Vordergrund stehen, die Standortvorteile einer Stadt im Grünen, zudem noch im Speckgürtel der nahegelegenen Großstädte als erhebliche Chance betrachten. Die Bürgerinitiative „Rettet das Ittertal“ hat schon seit ihrer Gründung immer wieder betont, dass die Entwicklung der gewerblichen Wirtschaft für Solingen unabdingbar sei.
Es stellt sich allerdings die Frage ob diese vornehmlich auf produzierende Unternehmen und/oder Supermärkte mit meist hohem Flächenbedarf ausgelegt sein muss, wie das zur Zeit (noch) der Fall zu sein scheint.
Eine gesunde Mischung, mit zunehmender Bedeutung des tertiären Bereichs wäre nicht nur mit Blick auf die Wirtschaftskraft sinnvoll. Denn pro Arbeitskraft generieren solche Unternehmen meist höhere Bruttoumsätze und Nettoeinkommen. Sie würde auch dem landespolitischen Anspruch und dem der Bürger, zunächst verfügbare Flächenareale im Innenbereich der Stadt zu nutzen, entsprechen. Dass die codecentric AG in Solingen kein Einzelfall ist und bleiben muss, zeigen zahlreiche andere Beispiele. Wer hindert uns eigentlich daran, intensiver darüber nachzudenken, wie sich aus den vielversprechenden Anfängen eine größere Entwicklung zugunsten unseres Wirtschaftsstandorts gestalten lässt? Eine so verstandene und praktizierte Wirtschaftsförderung wäre allemal besser als das zur Zeit noch praktizierte Geschäftsmodell, ohne Not Landwirtschaftsflächen in Industrie- und Gewerbesiedlungen gegen alle Vernunft und Grundsätze der Nachhaltigkeit umzuwandeln. Sich allein aus den höheren Verkaufspreisen für Gewerbeareale gegenüber den billiger eingekauften Agrarflächen zu finanzieren, ist ohnedies nicht zukunftsfähig. Landwirtschaftsflächen in Solingen sind rar nur noch begrenzt verfügbar. Neben den nie mehr wieder gut zu machenden ökologischen Schäden, die unweigerlich eintreten, wenn die Planungen verwirklicht würden, müssten Zehntausende Bürger hinnehmen, dass ihre Naherholungsgebiete drastisch eingeschränkt würden.
Lasst uns lieber gemeinsam darüber nachdenken, wie wir in überschaubarer Zeit möglichst viele codecentric-ähnliche Unternehmen veranlassen können, sich in Solingen niederzulassen.
22.03.2014, Dr. Helmut Nieder