Gewerbe-Flächenbedarf

Vorhandene natürliche Ressourcen bilden die Grundlage für den Wohlstand einer Gesellschaft. Global, national, landesweit, kommunal.

Die Nutzung der natürlichen Ressourcen und die Konkurrenzen um knappe Ressourcen wie Energie, Frischwasser, Rohstoffe und Land steigen weltweit. Gleichzeitig nehmen damit globale und lokale Umweltprobleme wie Klimawandel, Bodendegradierung oder Biodiversitätsverlust zu. Ein schonender, nachhaltiger Umgang mit allen natürlichen Ressourcen ist daher eine zentrale Herausforderung, die auf kommunaler Ebene beginnt.

Die Kunst ist es, die Konkurrenzen der knappen Ressourcen so zu managen, dass wir alle, die jetzige Generation und die nachfolgenden Generationen, weiter gut leben können.

Fakt ist, wir in den „reichen“ Ländern haben jahrzehntelang über unsere Verhältnisse gelebt und so getan, als ob die natürlichen Ressourcen unendlich vorhanden wären (und CO2 keine Rollen spielen würde). Und dieses Denken und Streben nach „mehr, schneller, höher, weiter“ ist nur sehr langsam aus den Köpfen heraus zu bekommen.
Diese Idee vom Wirtschaftswachstum basiert auf der Annahme von verfügbaren Ressourcen. Das Prinzip stößt aber an Grenzen.

Gerade in dicht besiedelten Gebieten wie NRW, mit topografisch reizvollen, aber dadurch schwierigen Gebieten wie in Solingen, stößt der Landverbrauch durch die lange Industrialisierung und das Bevölkerungswachstum an Grenzen.
Es sind kaum noch sinnvoll entwickelbare Flächen vorhanden, dafür nehmen Industriebrachen zu, weil deren Weiternutzung vermeintlich zu aufwendig / teuer ist. Entsprechend nehmen Grünflächen und Landwirtschaftsflächen ab.
Die Erkenntnisse, dass Mehrfachverwendung einmal versiegelter Flächen sinnvoll und geboten ist, also ein Null-Hektar-Ziel beim Landverbrauch, setzt sich nur langsam durch.

Leider werden immer noch Planungen nach altem Denkmuster „Fläche ist beliebig vorhanden“ durchgeführt. Oder aktuelle Strategien zur zukünftigen Entwicklung klammern aus, dass keine Fläche mehr vorhanden, und verlagern das Problem in die gar nicht so ferne Zukunft. In der Politik heißt das, in die Zeit nach der nächsten Wahlperiode.

Niemand beschäftigt sich heute ernsthaft mit der Aufgabe, nur noch mit vorhandenen versiegelten Flächen auszukommen.

Auch der aktuelle Masterplan Arbeit und Wirtschaft (2024) für Solingen, erstellt durch ein Planungsbüro für Stadtentwicklung, rät der Politik, so viel wie möglich bis 2030 zu versiegeln, also ein Gewerbeflächenvorrat zu schaffen, bevor in knapp 6 Jahren ein Null-Hektar-Ziel auf Landesebene „droht und Kommunen nichts mehr versiegeln dürfen“. Dazu legt das Planungsbüro u.a. Erfahrungswerte und Entwicklungen der letzten Jahrzehnte zugrunde, als ob es kein Pariser Klimaabkommen gäbe. Siehe dazu unsere Kritik am Masterplan.

Eine grundlegende Frage ist:

Wie viel Hektar Gewerbeflächen werden benötigt?

Die Antwort ist nicht trivial, weil niemand in die Zukunft blicken kann. Trotzdem werden in regelmäßigen Abständen Prognosen erstellt, deren Ergebniszahlen dann für Jahre oder sogar Jahrzehnte Bestand haben, selbst wenn sich die tatsächlichen Zahlen anders entwickelt haben. Ein Beispiel ist der für Solingen prognostizierte Gewerbeflächenverbrauch von 2011 bis 2030, der gut 3x höher war als die Realität.

Darstellung des prognostizierten und tatsächlich Gewerbeflächenbedarf 2011 bis 2023
Gewerbeflächenbedarf von Solingen, im RPD hinterlegte Prognose von 2011 in gelb, tatsächlicher Verbrauch und Hochrechnung in grün/rot. Details siehe hier.

Dumm ist nur, dass der überhöhte Bedarf jetzt in einem 2-3 Jahrzehnte laufenden Regionalplan für den Regierungsbezirk Düsseldorf (RPD) steht und jetzt in der politischen Diskussion immer wieder von den Befürwortern der Flächenversiegelung mit dem Hinweis auf Fehlbedarf herangezogen wird.
Wir haben die Entstehung des hohen Gewerbeflächenbedarfs hier analysiert.